Was ist die Ursache für schwarze Fassadenverfärbungen oberhalb von Fensteröffnungen?
Relativ häufig kann man insbesondere bei Mehrfamilienwohnhäusern eine mehr oder weniger intensive schwarze Verfärbung beobachten. Wie kommt dies zustande und was kann man dagegen tun?
Die Antwort ist relativ schnell gefunden. Die schwarzen Verfärbungen oberhalb von Fensteröffnungen sind in der Regel auf Schimmelpilz- und Algenbefall zurückzuführen, der durch falsches Lüftungsverhalten verursacht wird. Der Hauptgrund für diese Erscheinung ist die sogenannte Dauerkipplüftung oder Kipplüftung, bei der Fenster über längere Zeit in gekippter Position bleiben.
Prozess der Feuchtigkeitsbildung und des mikrobiologischen Befalls an Fassaden
Der Prozess der Feuchtigkeitsbildung und des mikrobiologischen Befalls an Fassaden ist ein mehrstufiger Vorgang, der auf physikalischen und mikrobiologischen Prinzipien basiert. Insbesondere in der kalten Jahreszeit kann dieser Prozess verstärkt auftreten. Es ist in der Regel der folgende Ablauf:
1. Feuchtigkeitsbildung durch Kipplüften
Beim Kipplüften strömt warme, feuchte Raumluft nach außen. Dieser Luftaustausch ist essentiell für die Regulierung des Raumklimas und die Vermeidung von Schimmelbildung im Inneren des Gebäudes.
Warme Luft trägt mehr Feuchtigkeit: Da warme Luft mehr Wasser in Form von Dampf aufnehmen kann als kalte Luft, ist die relative Luftfeuchtigkeit in beheizten Innenräumen häufig höher.
Austritt der Raumluft: Beim Kipplüften verlässt diese feuchte Luft das Gebäude und trifft auf die Außenfassade.
2. Kondensation an der Fassadenoberfläche
Temperaturunterschied: Die Fassadenoberfläche ist in der Regel kälter als die Innenraumluft, besonders in den Wintermonaten.
Kondensation: Wenn die warme, feuchte Raumluft auf die kühle Fassadenoberfläche trifft, sinkt die Temperatur der Luftmasse. Dies reduziert die Fähigkeit der Luft, Feuchtigkeit zu halten. Der Wasserdampf kondensiert somit zu flüssigem Wasser und schlägt sich auf der Oberfläche der Fassade nieder.
3. Bildung eines Nährbodens
Staubablagerungen: An der Außenseite von Gebäuden findet sich immer eine gewisse Menge an Staub und organischem Material. Diese Partikel bieten, in Kombination mit der kondensierten Feuchtigkeit, ideale Bedingungen für die Ansiedlung von Mikroorganismen.
Nährstoffquelle: Die Mischung aus Staub, organischen Partikeln und Feuchtigkeit bildet einen Nährboden, der das Wachstum von Mikroorganismen wie Algen, Pilzen und Bakterien begünstigt.
4. Mikrobiologischer Befall
Initiale Kolonisation: Mikroorganismen, die in der Luft oder im Regenwasser vorhanden sind, setzen sich auf diesen feuchten, nährstoffreichen Oberflächen ab.
Vermehrung: Unter den feuchten Bedingungen beginnen diese Mikroorganismen sich zu vermehren. Algen und Pilze benötigen Feuchtigkeit und bestimmte Nährstoffe, die durch den Staub und die anhaftende Feuchtigkeit gegeben sind.
Schwarze Verfärbungen: Die Vermehrung der Mikroorganismen führt zu sichtbaren Verfärbungen. Insbesondere schwarze Schimmelpilze und andere mikrobiologische Organismen verursachen dunkle Flecken an der Fassade.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus warmem, feuchtem Innenraumklima und kühleren Außenfassaden die Kondensation von Feuchtigkeit an der Außenseite des Gebäudes begünstigt. Diese Kondensation in Verbindung mit Staubpartikeln bildet eine geeignete Grundlage für das Wachstum von Mikroorganismen, die sich schließlich auf der Fassadenoberfläche vermehren und dunkle Verfärbungen hervorrufen. Dieser Prozess verdeutlicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Gebäudepflege, insbesondere in klimatisch anspruchsvollen Perioden.
Gegenmaßnahmen
Wie kann man die Verfärbung am besten nachhaltig entfernen und was kann man zur Vorbeugung tun, damit keine neue Verfärbung nach einer Reinigung auftritt?
Nachhaltige Entfernung von Verfärbungen
Reinigung
- Hochdruckreiniger: Verwenden Sie einen Hochdruckreiniger, um die oberflächlichen Verunreinigungen und mikrobiellen Ablagerungen zu entfernen. Achten Sie darauf, einen geeigneten Druck einzustellen, um die Fassadenoberfläche nicht zu beschädigen.
- Chemische Reiniger: Spezialisierte Fassadenreiniger mit bioziden Inhaltsstoffen können Algen, Pilze und Bakterien wirksam abtöten. Diese Reiniger sollten gemäß den Herstelleranweisungen verwendet werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Behandlung
- Desinfektionsmittel: Nach der Reinigung kann die Anwendung eines Desinfektionsmittels sinnvoll sein, um verbleibende Mikroorganismen abzutöten. Hierfür eignen sich biozide Produkte, die speziell für den Einsatz an Fassaden entwickelt wurden.
- Fassadenfarbe mit Biozidzusatz: Eine erneute Beschichtung der Fassadenoberfläche mit einer Farbe, die biozide Wirkstoffe enthält, kann das erneute Wachstum von Mikroorganismen verhindern. Diese Farben bieten einen langfristigen Schutz.
2. Vorbeugung von neuen Verfärbungen
Bauliche Maßnahmen
- Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Ein gut geplantes WDVS kann helfen, die Oberflächentemperatur der Fassade anzugleichen und Kondensation zu vermeiden.
- Abdichtung: Achten Sie darauf, dass sämtliche Fugen, Anschlüsse und Durchdringungen gut abgedichtet sind, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.
Regelmäßige Wartung
- Fassadenbeschichtungen: Erneuern Sie regelmäßig die Beschichtungen mit Farben oder Putzen, die speziell für den Schutz gegen mikrobiellen Befall entwickelt wurden.
- Reinigungsintervalle: Planen Sie regelmäßige Reinigungsintervalle ein, um die Ansammlung von Staub und organischem Material zu minimieren, das als Nährboden für Mikroorganismen dienen kann.
Klimatische Anpassungen
- Lüftungsverhalten: Optimieren Sie das Lüftungsverhalten im Innenraum, um ein Übermaß an feuchter Luft, die nach außen dringt, zu reduzieren. Stoßlüften ist hierbei die effizienteste Methode.
- Dachüberstände und Vordächer: Bauliche Änderungen wie größere Dachüberstände oder Vordächer können den direkten Einfluss von Witterung auf die Fassade verringern und somit die Feuchtigkeitsbildung reduzieren.
3. Langfristiger Schutz
- Hydrophobierung: Die Anwendung von hydrophoben (wasserabweisenden) Imprägnierungen kann die Fähigkeit der Fassade verbessern, Feuchtigkeit abzuweisen. Diese Behandlungen müssen allerdings regelmäßig erneuert werden, je nach Witterungseinflüssen und Produktlebensdauer.
- Entwässerungssysteme: Verbesserung oder Installation von Entwässerungssystemen, wie zum Beispiel funktionale Regenrinnen und Fallrohre, stellt sicher, dass Niederschlagswasser effizient abgeleitet wird und nicht an der Fassade entlangläuft.
Die nachhaltige Entfernung von Verfärbungen und die wirksame Vorbeugung gegen erneuten mikrobiellen Befall erfordern eine Kombination aus geeigneten Reinigungs- und Behandlungsverfahren sowie präventiven baulichen Maßnahmen und regelmäßiger Wartung. Durch eine ganzheitliche Herangehensweise können die Lebensdauer und das ästhetische Erscheinungsbild der Fassadenoberflächen erheblich verbessert werden.
Kontakt zum Autor: Thomas Braun | Tel. 0151 4012 9681 |
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